Jede Woche das gleiche Spiel in der Fußball Bundesliga: War der Ball drin oder nicht, Abseits-Tor oder kein Abseits, Handspiel oder doch nicht, und wenn ja war es denn Absicht? Nach jedem Spieltag wird ausgiebig diskutiert über die Fehler der Referees, die einem teilweise schon leidtun können. Der Fußball an sich hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert – das Spiel ist schneller und dynamischer, es geht um viel mehr Geld und um Existenzen.

Vom vierten Offiziellen mal abgesehen, dessen Funktion sich auf das Maßregeln von Trainern beschränkt, die sich auf der Bank als lebendige Menschen zu erkennen geben, sind die Schiedsrichter nach wie vor auf ihre fünf Sinne angewiesen. Man kann die Schiedsrichter noch so gut aus- und weiterbilden, solange man hier gänzlich auf menschliche Entscheidungsfindung vertraut sind Fehler so sicher wie das Amen in der Kirche.

Neben dem „Chip im Ball“ könnte der Videobeweis Abhilfe schaffen, der von Trainer- und Managerkoryphäen allwöchentlich gleichermaßen gefordert wird. Wie das funktionieren könnte zeigt zum Beispiel die NFL. Die American Football Profiliga setzt den Videobeweis seit der Saison im Jahre 1999 ein.

Funktionsweise des Videobeweises in der NFL

Jeder Cheftrainer hat die Möglichkeit zwei Entscheidungen pro Spiel vom Schiedsrichter-Team nachprüfen zu lassen. Unmittelbar nach einer fragwürdigen Entscheidung wirft der Trainer dazu eine rote Flagge aufs Feld – die sogenannte „Challenge Flag“. Wird dem Einspruch des Trainers stattgegeben, wird die Entscheidung geändert. Bleibt der Schiedsrichter bei seiner Entscheidung verliert das Team eine Auszeit.

Zum prüfen der Entscheidung hat das Schiedsrichter-Team 60 Sekunden Zeit. Dabei schaut sich der Referee die fragwürdige Szene aus verschiedenen Winkeln in einer mobilen Videokabine an. Zusätzlich steht er in Verbindung mit einem zweiten Schiedsrichter, der die Szene ebenfalls per Video überprüft. Das Ergebnis ist eine objektive Entscheidung, die den Mannschaften Fairness garantiert.

Nach anfänglicher Skepsis hat sich der Videobeweis in der NFL etabliert. Mittlerweile werden circa 250 Entscheidungen pro Saison angefochten. Das entspricht bei 256 Saisonspielen also knapp einem Videobeweis pro Partie. Fans und Kommentatoren können gleichermaßen über die fragwürdigen Szenen diskutieren und warten mit Spannung auf die Entscheidung des Referees.

Geht das auch im Fußball?

Kritiker der technischen Neuerungen führen oft an, dass der Spielfluss gestört werde. Fußball lebe von der Schnelligkeit und könne keine Pausen vertragen. American Football würde sowieso pausenlos unterbrochen –ein Vergleich sei daher nicht angebracht. Ich sehe das etwas anders. Man könnte zum Beispiel dem Schiedsrichter einen weiteren Offiziellen zur Seite stellen, der die Einhaltung der Regeln mittels Videoanalyse überwacht. Dieser könnte mit Funk in Verbindung mit dem Schiedsrichter stehen und bei gravierenden Fehlentscheidungen eingreifen. Das Spiel würde kaum unterbrochen. Ebenso beim Chip im Ball – eine nennenswerte Unterbrechung ist hier nicht erkennbar.

Die FIFA geht derweil allerdings andere Wege und prüft den Einsatz von weiteren Offiziellen, die die Torlinie überwachen sollen. Die Schiedsrichter-Fehler der jüngsten Vergangenheit haben mittlerweile auch FIFA-Präsident Sepp Blatter zum Nachdenken gebracht. Offenbar kommt langsam Bewegung in die Sache.

Was denkt ihr? Ist der Fußball reif für technische Neuerungen oder macht es das Spiel tatsächlich kaputt und man sollte alles lassen wie es ist?